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Die Spreu vom Weizen trennen

Dies birgt neue Gefahren, da die Beteiligung Chinas und seine künftige Einflussnahme auf die Angelegenheiten Europas im gleichen Maße zunehmen wie Aktivitäten der altbekannten „Schurkenstaaten“ Iran und Nordkorea, die Russland militärisch unterstützen. Darin liegt eine Bedrohung der regelbasierten Weltordnung. Der von George W. Bush geprägte Begriff „Achse des Bösen“ bekommt eine neue Dimension, weil sich diese Länder jetzt durch Russland vor dem „Westen“ geschützt fühlen. Europas geopolitischer Einfluss ist dabei so gering, dass der alte Kontinent keine andere Wahl hat, als bei den USA Schutz zu suchen.

Die neue geopolitische Dimension wirkt sich zwar momentan nicht mehr wesentlich auf die globale Inflation aus. Aber auch wenn die Gesamtinflation stetig zurückgeht, hält sich die Kerninflation hartnäckig, was im Wesentlichen auf dieangespannte Lage auf den Arbeitsmärkten entwickelter Volkswirtschaften zurückzuführen ist. Die Einstellung zur Arbeit und zum Arbeitsplatz hat sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie grundlegend verändert.

Statistiken zum Wirtschaftswachstum in den USA sind ermutigend, weil die Inflationszahlen beständig sind. Beschäftigungsdaten, Einzelhandelsumsätze und der Absatz im Automobilgeschäft sorgten für positive Überraschungen. Ist dies auf das warme Wetter oder aufholende Nachfrage nach Dienstleistungen zurückzuführen? In jedem Fall sind beide Phänomene nur vorübergehend., Der Dienstleistungssektor besitzt in den USA einen Anteil von 75 Prozent am Bruttoinlandsprodukt.

Die Januarzahlen für Restaurants, Bars usw. waren dementsprechend positiv. Das gilt auch für den Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungsgewerbes gegenüber dem des verarbeitenden Gewerbe. Im Dienstleistungssektor sind mehr Menschen beschäftigt als im verarbeitenden Gewerbe – daher auch die guten Beschäftigungszahlen außerhalb der Landwirtschaft. Die Verlagerung vom verarbeitenden Gewerbe zu den Dienstleistungen ist ein natürlicher Umkehrprozess nach den Covid-Jahren. Im Lockdown kauften Verbraucher große Mengen langlebiger Gebrauchsgüter wie zum Beispiel Computer. Wenn diese Verlagerung vorüber ist, wird auch die Anspannung am Arbeitsmarkt nachlassen Allerdings dauert sie schon länger als erwartet.

Aus diesem Grund haben die Anleihemärkte ihre seit Jahresbeginn erzielten Gewinne wieder abgegeben und die Renditen sind in den letzten Wochen stark angestiegen. Die „Meinungsverschiedenheit“ zwischen den Anleihemärkten und den führenden Zentralbanken hat letzteren den Sieg in der ersten Runde beschert (siehe „Kampf der Titanen“), obwohl viele Beobachter die derzeitige Schwäche der Anleihemärkte als längerfristige Kaufgelegenheit betrachten.

Auch die weltweite Liquiditätslage verbesserte sich bis vor kurzem. Der Außenwert des US-Dollars sank stark, was die Wirtschaft der Schwellenländer und die Finanzmärkte ankurbelte. Mit dem neuen Gouverneur der Bank of Japan, Kazuo Ueda, ist jedoch ein möglicher Kurswechsel in Sicht. Japan hatte in seinem ewigen Bestreben, die strukturelle Inflation anzuheben, seine Politik der negativen Zinssätze fortgesetzt. Die jüngste Ankündigung der japanischen Zentralbank, die Kontrolle über die Risikokurve aufzugeben, ließ die Anleiherenditen in die Höhe schnellen, wodurch Investitionen in Staatsanleihen für die einheimischen Anleger (seit Jahren als „Frau Watanabe“ bekannt) attraktiver wurden. Infolge höherer aktueller und möglicherweise noch höherer künftiger inländischer Renditen sind Investitionen in ausländische Anleihen für Frau Watanabe finanziell nicht mehr so attraktiv. Dies weckt die Befürchtung, dass sie ihre Auslandsinvestitionen zurückführen, was die bis dahin verbesserte internationale Liquiditätslage belasten würde.

Die Kombination aus Frau Watanabe, beständig hoher Kerninflation und aggressiven Zentralbanken hat an den Finanzmärkten die Befürchtung geweckt, es könnte sich als verfrüht erweisen, Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

An den Aktienmärkten hingegen fand ein Umdenken in Bezug auf Investitionen in langfristige Anlagen statt. Dies gilt insbesondere für Unternehmen mit makellosen Bilanzen und stetigem Umsatz- und Gewinnwachstum. Quality-Growth Unternehmen als Anlageklasse überstanden die letzten beiden Jahre weitgehend unbeschadet und haben das Jahr 2023 gut begonnen. Sie bewiesen, dass sie auf Grund ihrer Geschäftsmodelle und Marktposition ein wesentlich geringeres Risiko darstellen, wenn Anleger bereit, in der Lage und willens sind, langfristig zu denken .

Es ist das Ergebnis einer weiteren guten Ertragssaison für Quality-Growth Unternehmen. Ihre jüngsten Berichte fielen in den meisten Fällen besser aus als erwartet und ihre Prognosen für künftige Erträge überraschten positiv. Im Vergleich zu den durchschnittlichen US-Unternehmen ist dies auffallend.

Während die Aktienkurse dieser Unternehmen im vergangenen Jahr durch den unaufhaltsamen Anstieg langfristiger Anleiherenditen in Mitleidenschaft gezogen wurden, s liegt der Fokus der Investoren jetzt mehr auf ihrer Ertragskraft, die aus verschiedenen Gründen weiterhin ungebrochen ist. Ein Blick auf die langfristigen Renditen solcher Anlageportfolios zeigt, dass ein schlechtes Jahr für die Aktienkurse die Geschäfte von Quality-Growth Unternehmen nicht in der Weise beeinträchtigt, wie es viele Kommentatoren vorausgesagt haben, sofern der Kursrückgang auf Faktoren beruht, die sich der Kontrolle der Quality-Growth Unternehmen entziehen Dies spiegelt sich in den langfristigen Renditen ihrer Aktienkurse wider.

Die Ökonomen diskutieren derzeit, ob die Welt auf einen inflationären Einbruch oder einen deflationären Boom zusteuert. Im ersten Fall würden die Anleihemärkte und die Aktienkurse weiter unter Druck geraten, während im zweiten Fall das „Goldlöckchen-Szenario“ zurückkehren und ein neues goldenes Zeitalter für Anleger an den Aktienmärkten eingeläutet würde.

Für Anleger in Quality-Growth Unternehmen, die von vielen als eine eigene Anlageklasse betrachtet werden, ist die Diskussion über inflationäre Einbrüche oder deflationäre Booms nicht relevant, da der wahre Wert dieser Unternehmen in ihrer Fähigkeit liegt, langfristig starke, wachsende Cashflows zu generieren.

Der ermutigende Anstieg der Aktienkurse solcher Unternehmen seit Jahresbeginn dürfte darauf hindeuten, dass sich die Märkte wieder stärker langfristig orientieren und beginnen, die Spreu vom Weizen zu trennen.

P. Seilern,

26. Februar 2023  

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